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Alte Meierei

Sorry, aber ihr seid scheiße!

Posted on 26. Dezember 2017

Zum Mitschreiben: Der Sinn des Lebens liegt darin, dass alle Menschen die gleiche Freiheit besitzen, ihre ihnen mitgegebenen Fähigkeiten frei entfalten zu können. Ganz gleich, ob es sich um ihre sozialen, sinnlichen, intellektuellen, handwerklichen oder künstlerischen Fähigkeiten oder Begabungen handelt. Grundsätzliche Voraussetzung dieser Freiheit ist aber, dass alle Menschen (zumindest annähernd) die gleichen materiellen Grundlagen besitzen, um sich in ihrer individuellen Unterschiedlichkeit frei entwickeln zu können. Solche Verhältnisse herzustellen, ist und war das Ziel und das Bestreben von echter emanzipatorischer, linker Politik. Lange Zeit war dies das Anliegen der jungen Generationen, denn das Unrecht brannte ihnen in der Seele – was die junge Generation aber heute macht, ist in weiten Teilen schlicht gesagt, scheiße!

Teil 1 der Kurz-Gesellschaftsanalyse (Hier geht es zu Teil 2.)

Keine Frage – wir sind heute weitab von den zuvor beschriebenen Verhältnissen. Weder verfügen die Menschen über annähernd die gleiche Voraussetzungen um sich zu ernähren, sich medizinisch zu versorgen, vernünftig zu wohnen, sich zu bilden – noch gleichberechtigt am kulturellen und politischen Leben teilzunehmen. Nichts davon ist heute Verwirklicht, im Gegenteil, die Ungleichheit nimmt drastisch zu. Es herrscht Krieg. Krieg zwischen den sogenannten »Eliten« und der Mehrheit der Menschen.

Dieser Krieg heißt Kapitalismus und er ist die Krise unseres Lebens! 

Kapitalistische Normalität

Die Menschen in den kapitalistischen Zentren, und ganz besonders hier in Deutschland, sind wahre Meister darin, die in andere Teile der Welt ausgelagerten Verbrechen des Kapitals zu übersehen und zu verdrängen: Glitzernde Metropolen und Überfluss hier, Slums, Armut und Verzweiflung dort. Vor 1945 wurde in Deutschland meisterhaft das Verschwinden der Nachbarn übersehen, heute übersehen die meisten Deutschen ebenso elegant das Sterben in Asien, Afrika und Lateinamerika. Deutschland ist auch heute kein harmloses Land, welches die Lage in der Welt lediglich mit besorgtem Blick beobachtet und unbeteiligt an der Seite steht. Nein, »Deutschland« ist Mittäter. Deutsches Geld und deutsche Waffen sind an den Raubzügen in der ganzen Welt beteiligt und der deutsche Staat spielt »Führer der EU« und legitimiert sich selbst, andere Staaten zu kontrollieren und auch zu ruinieren. Es hat sich unter dem Strich nichts geändert und Aufklärung über die eigene Verantwortung an dem Elend und dem Sterben in der Peripherie stößt auch heute auf härtesten Widerstand – den Widerstand einer Klasse, die ihre Privilegien mit aller Macht zu verteidigen gedenkt.

Die jungen Hipster

Die Verhältnisse sind (auch) so, weil wir heute einen Großteil einer (jungen) Generation neben uns aushalten müssen, welche neben der Arbeit an der eigenen Wirkung (auf andere) hauptsächlich mit ihrem eigenen, per­sön­li­chem »Weg nach oben« beschäftigt sind. Die Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten beispielsweise haben es ge­schafft, alles »So­zia­le« im Be­wusst­sein ihrer Stu­den­tInnen zu dis­kre­di­tie­ren und als ver­werf­lich und schwach zu de­fi­nie­ren. Die aka­de­mi­sche Grup­pe der Stu­den­tIn­nen, also den Nach­wuchs der Eli­ten, die sich al­lein aus ihrer ge­ho­be­nen Bil­dung und der (eigentlich) dar­aus re­sul­tie­ren­den Gabe, Dinge zu hin­ter­fra­gen, noch bis weit in 1980er Jahre hin­ein für so­zia­le Ge­rech­tig­keit und al­ter­na­ti­ve Le­bens­for­men ab­seits des rei­nen Pro­fis­t­re­bens des Ka­pi­ta­lis­mus auch auf der Stra­ße stark ge­macht haben, gibt es (fast) nicht mehr. Heute fin­den wir größ­ten­teils nur noch »eine stark ich-be­zo­ge­ne Stu­den­ten­ge­ne­ra­ti­on« vor, wie (auch) aus einer Stu­die des Bun­des­pres­se­amts vom Ok­to­ber 2014 her­vor­geht: »Deut­sche Stu­den­ten sind eine kon­ser­va­ti­ve Grup­pe, der fi­nan­zi­el­le Si­cher­heit wich­ti­ger ist als po­li­ti­sches En­ga­ge­ment. Be­ruf­li­ches Vor­an­kom­men sowie ma­te­ri­el­le Werte sind für sie sehr wich­tig«. Zum Vergleich: Im Jahr 1995 hiel­ten dies nur 31 Pro­zent für wich­tig, heute sind es 73 Pro­zent der Be­frag­ten. Wal­ter Grün­zweig, Trä­ger des »Ars le­gen­di-Prei­ses« für ex­zel­len­te Lehre, urteilt über die Qualität der Hipster, welche unsere Hochschulen ausspucken: Der ein­zi­ge Zweck, den Hoch­schu­len seit der Bo­lo­gna-Re­form noch zu er­fül­len hät­ten, sei der, »Schmal­spur-Ab­sol­ven­ten« für den Ar­beits­markt zu pro­du­zie­ren. »Wir er­zie­hen eine un­po­li­ti­sche, an­ti­in­tel­lek­tu­el­le Ge­ne­ra­ti­on.«

Damit heute auch diese Kinder aus den satten bürgerlichen Milieus im täglichen kapitalistischen Rattenrennen, mit seinem auf Wettbewerb statt auf Gemeinschaft basierenden Strukturen die Verdrängung aufrecht erhalten können, verhängt ihnen ein blick-dichter Vorhang aus Scheinfreiheiten den Blick auf das Elend. Seit hunderten von Jahren und in unzähligen blutigen Orgien hat der Kapitalismus die heute herrschende Ordnung durchgesetzt. Vielen Menschen erscheint diese unmenschliche Ordnung daher als natürliche Ordnung. Der brutal hergestellte, »aber stumme Zwang der Verhältnisse« (Karl Marx) lässt die Menschen ihr eigenes Ausgebeutet werden und das der anderen nicht mehr wahrnehmen.

Auch daher ist es auch kaum verwunderlich, dass die Anzahl derer, die heute meinen »Gutes« zu tun, verblüffend groß ist. Es gibt zwar Ansätze und Ideen, die tatsächlich das Potenzial in sich tragen, hoffnungsvoll zu erscheinen, aber letztlich doch komplett für den Arsch sind, da sie statt eine Wende einzuleiten nur dazu benutzt werden, sich damit selbst innerhalb des kapitalistischen Systems zu platzieren (und es somit weiter zementieren). Wenn heute beispielsweise »Upcycle«-Produkte hergestellt werden und deren (meist junge) ErfinderInnen sich als Hipster und kreative Köpfe einer angeblich progressiven Elite in Position bringen, ist dies nichts anderes als lächerlicher Mumpitz: Die erschaffenen Produkte aus Altmaterialien (an für sich ein guter Grundgedanke) werden nämlich nicht etwa dafür verwendet, anderen Menschen ebenfalls das Herstellen solcher Dinge beizubringen, um so die Kette der Abhängigkeiten vom ruinösen Markt und seinem Wettbewerb zu durchbrechen – nein, diese Dinge werden selbst auf dem (kapitalistischen) Markt angeboten, um sich an ihnen zu bereichern! Was hier geschieht, ist das marktübliche Hervorbringen einer neuen kapitalistischen Marktlücke und keine Revolution! Und es muss klar sein, dass es auf dem kapitalistischen Markt nicht darum geht die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, sondern er ist einzig die Umsetzung der Realisierung des Mehrwertes – das heißt, es geht hier um die Rückverwandlung der Waren in mehr Geld, als zuvor in die Herstellung dieser Waren investiert wurde.

Was ihr also seid, ihr Möchtegern-Hipster mit euren iPhones und iPads, ihr seid lächerliche Blender! Ihr verkauft eure Seelen für ein bisschen Teilhabe am relativem »Wohlstand« innerhalb dieser todgringenden Ökonomie! Der schäbige Ersatz für ein echtes selbstbestimmtes Leben, sind heute bei gefühlten 90 Prozent der 20 bis 45 Jährigen die Scheinfreiheiten und Scheinidentitäten des Massenmarktes und Konsums und seine virtuellen Realitäten. Ihr mögt in den Augen der Euren vielleicht eine große Nummer sein – hier, bei uns Progressiven, aber zählt ihr gar nichts! Eure gekauften Identitäten und Konsumdrogen sind nichts als traurige Fiktionen, die eure alltägliche Demütigung im Rattenrennen um den besten Hochschulabschluss und den gut bezahlten Job vielleicht zeitweise überdecken können, aber euer in hierarchischen Strukturen angelegtes, sinnloses Fremdbestimmtsein kompensieren – das können diese Fiktionen niemals.

Es wird Zeit, dass es euch mal jemand deutlich sagt: Die meisten von euch sind lediglich sich nach außen hin ultra-cool darstellende, aber innerlich vollkommen unsichere, arme kleine Lichter. Denn ihr spürt tief in euch, dass ihr NICHT das richtige tut, sondern dass ihr unter dem Strich nur traurige, reaktionäre Abbilder euer Elterngeneration seid. Und es ist nicht nur euer Unvermögen das wirklich richtige zu tun und gegen die Verhältnisse aufzustehen – egal, was ihr auch macht, fast alles ist unausgewogen, oberflächlich und zentrovertiert. Blicken wir beispielsweise auf eure mediale Vernetzung, welche ihr in euren als lässig wahrgenommenen, ach so weltoffenen Sonnendeck-Existenzen fleißig nutzt und euch damit außergewöhnlich souverän vorkommt, kommt das kalte Grausen auf: Dreck wie Facebook, Twitter und Whatsapp und andere proprierärer Müll (ob Microsoft, Apple, Google usw. ist egal) sind eure Religionen, gelten als urcoole Insignien von Weltoffenheit, obwohl ihr von der Gier der Konzerne und der verdachtsunabhängigen Massenüberwachung und seinen extrem gefährlichen Konsequenzen wisst (oder zumindest wissen könnt) und obwohl es freie und sichere Alternativen zur medialen Vernetzung gibt (Open Source). Das widerwärtigste an all dem ist aber, dass ihr euch mit eurem Durchblicker-Gehabe und eurem oberflächlichen Leben zudem noch allen Menschen als die wissenden Allesblicker präsentieren müsst und uns Progressiven allen ernstes erzählen wollt, wie die Welt funktioniert! Lasst euch gesagt sein, ihr Bübchen – all die reflektierten Menschen (die es wem auch immer sei Dank in dieser Welt noch gibt) lachen euch über eure Schlichtheit aus und spucken auf eure kleine, beschissene, dumme Welt, mit der ihr nichts anderes macht, als die vorherrschenden Verhältnisse, die für Millionen von Menschen in der Welt so viel Leid, Qual und Tod bedeuten, weiter zu zementieren! IHR seid es, die das Elend konservieren!

Was es zu tun gibt

Wer es also ernst meint und tatsächlich in Opposition gegen den Terror der kapitalistischen Normalität ins Felde ziehen will, nutzt nicht die Mittel des Kapitalismus – das ist lächerlich. Und schon gar nicht, um sich selbst zu erhöhen. Klar muss dabei auch sein, dass im Kampf gegen das System Toleranz für die tödlichen Mechanismen des Kapitalismus mit seinem Markt und Mehrwert etc., nicht nur unangebracht, sondern absolut abträglich ist! Herbert Marcuse beschrieb derlei »repressive Toleranz«, als eine Haltung gegenüber »politischen Maßnahmen, Bedingungen und Verhaltensweisen […], die nicht toleriert werden sollten, weil sie die Chancen, ein Dasein ohne Furcht und Elend herbeizuführen, behindern, oder ganz zerstören. Diese Art von Toleranz stärkt die Tyrannei der Mehrheit.« Im Kampf gegen das System hilft also nur seine radikale Ablehnung!

Was es also zu tun gibt, ist echter Widerstand – und zwar wo es nur geht! Angepasste Untertanen – und das wurde euch seit frühster Jugend so eingeimpft – treten gern nach unten, anstatt die Hand zu beißen, welche die Peitsche führt. Lasst das! Diese nervige, unkritische StudentInnen-Generation, welche heute die Innenstädte bevölkern, sich selbst gern als glänzende Elite sehen, sind nicht besser, als die Menschen, die in ihrer analytischen Beschränktheit den Rattenfängern vom rechten Rand in die Falle tapsen. Hört auf uns Progressiven auf die Nerven zu gehen, mit eurem dümmlichen, Weichspüler-Aktionismus! Verlasst endlich eure oberflächlichen Sphären, in denen ihr das Elend unter eures gleichen verdrängt, oder haltet eure Klappen! Macht euch endlich daran das Elend der Welt wahr zu nehmen und die dafür verantwortliche Wurzel zu kappen! Und das geht eben nur als radikal (radix: also an die Wurzel gehend) LinkeR.

Hilfe findet ihr in den lokalen, linken Zentren euer Stadt. In Kiel ist das die Alte Meierei und in Hamburg die Rote Flora.

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Posted in: Gesellschaft/Politik | Tagged: Alte Meierei, Deutschland, Elend, emanzipatorisch, Freiheit, Gemeinschaft, Generation, Hipster, individuell, iPads, iPhones, Kapitalismus, Kris, Massenmarkt, Massenüberwachung, Opposition, Politik, Rattenrennen, Rote Flora, Toleranz, Unrecht, Upcycle, Wettbewerb
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