Alles hängt von allem ab!
Es herrscht Krieg in der Welt. Dieser Krieg heißt Kapitalismus. Mit seiner perfiden Logik tötet der Kapitalismus omnipräsent und wütet mit seinem auf Konkurrenz basierenden Ablaufmechanismen auch dort, wo der Mensch denkt, es sei doch Frieden: In den kapitalistischen Kernländern bohrt er sich bis in die intimsten Bereiche des Menschen – in der Peripherie tötet er mit seinen erbarmungslosen Gesetzen direkt und immer eiskalt. Wir müssen das ändern.
Teil 2 der Kurz-Gesellschaftsanalyse (Hier geht es zu Teil 1.)
Realexistierender Kapitalismus
Die Mehrheit unserer Gesellschaft hat offenbar kein Problem damit, dass verlässlich jeden Tag etwa 50 Prozent aller produzierten Nahrungsmittel weggeworfen werden, während gleichzeitig alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren an den Folgen von Unterernährung und rund 60.000 Menschen pro Tag an Hunger sterben müssen. Wer nicht zahlungsfähig ist, darf nicht essen, wohnen und wird medizinisch gar nicht oder unzureichend versorgt – all dies passiert auf einem Planeten, der vor stofflichem Reichtum überquillt. Auch müssen heute imperialistische Kriege, zur Sicherstellung des kapitalistischen Hungers nach Ressourcen und Einfluss, heute kaum noch als »humanitäre« Interventionen getarnt werden – sie können weitgehend ungestört durch die öffentliche Meinung mit Millionen von Toten in der Peripherie geführt werden. Das Leid all dieser Menschen zählt nicht in dieser Gesellschaft. Diese Tatsachen sind beschämend, sie sind ein Verbrechen, sie sind eine Beleidigung der Intelligenz.
Aber auch hier, in den Zentren des Kapitalismus, wo das Sterben so gut wie geräuschlos und diskret und zudem gemeinlegitimiert als normale Folge der üblichen Zwei-Klassen-Medizin, Zwei-Klassen-Versorgung und Zwei-Klassen-Habitation stattfindet, müssen aufgrund der Zwänge der kapitalistischen Logik unaufhörlich massive Angriffe auf die Lebensbedingungen der Mehrheit der Menschen von eben diesen ausgehalten werden: Die alltäglichen Zumutungen des Kapitalismus ›Ausbeutung‹, ›entfremdete Arbeitsverhältnisse‹, ›Armut‹, ›Ausgrenzung‹, ›Repression‹, ›Konkurrenzkampf‹ usw. sind stets präsent. Diese Leistungsgesellschaft mit ihrem zerstörerischen Produktions- und Wachstumswahn ist zudem dabei, die Erde für unsere Nachkommen unwirtlich und unbewohnbar zu machen.
Das die prekären Verhältnisse dieser Gesellschaft für viele als unüberwindbar erscheinen, liegt daran, dass der Kapitalismus häufig als natürliches soziales Verhältnis und als vermeintlich grundlegend notwendig für unseren alltäglichen Wohlstand wahrgenommen wird. Es ist vielen undenkbar, dass genau dieses System die Ursache für die immer weiter zunehmende weltweite Verarmung und Versklavung ist. Gleichzeitig sind wahrnehmbare Alternativen kaum präsent. Und dieser Zustand wird zu guter Letzt täglich durch bürgerliche Medien und die Repression gegen linke Kräfte aktiv gesichert. Und selbst heute, wo jeder selbst erlebt, wie das System voll von korrupter Gier unsere gesamte Gesellschaft bestimmt, werden solche Erkenntnisse und Gedanken ganz schnell wieder verdrängt. Dabei könnte jeder leicht begreifen, dass diese Verhältnisse weder »gottgewollt«, noch ein Naturgesetz sind – sie sind menschengemacht, und zwar von denen, die durch diese Verhältnisse profitieren.
In dieser Gesellschaft verfügen einige Wenige über gesellschaftliche Macht, bestimmen über die zentralen Prozesse und eignen sich den gesellschaftlichen Reichtum an. Den anderen bleibt nichts, als ihre Arbeitskraft anzubieten, auf einen Teil des von ihr geschaffenen Reichtums zu hoffen und sich mittels der bunten, kapitalistischen Warenwelt eine Ablenkung vom belastenden Alltag zu verschaffen. Viele Menschen ahnen nicht einmal, dass trotz aller Freiheiten und Vergnügungsmöglichkeiten das Leben der meisten weit davon entfernt ist, das bestmögliche zu sein.
Richtiges Leben im Falschen?
Von den inneren Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Wirtschaftsweise ahnungslos und nicht begreifend, dass die weitgehend als inhuman erlebte Realität nicht etwa die Folge von Fehlentwicklungen, sondern die unabänderliche Konsequenz dieser Wirtschaftsweise ist, lassen sich einige dazu verleiten, sich der Illusion eines »richtigen Lebens im Falschen« hinzugeben. Das bedeutet, sie versuchen mittels reformistischer Positionen oder Handlungen, innerhalb des bestehenden Systems, für Veränderungen einzutreten. Hierbei wird aber verdrängt oder übersehen, dass sich dabei niemand den Einflüssen der herrschenden Ordnung entziehen kann und letztlich alles, was einst Veränderung bringen sollte, früher oder später selbst Teil des Problems wird, weil sich das kapitalistische System diese »neuen Bereiche« für die Ausnutzung des Mehrwertes einverleibt. Mit anderen Worten heiß das, dass der gesamte, die grundsätzlichen Systemspezifika außer Acht lassenden Aktionismus, letzten Endes im Sinne der Progessivität wertlos ist!
Spare dir also deine »Upcycling-Ideen«, »Bio-Nummern« oder »coolen Lasten-Bike-Lösungen«, wenn du letztlich mit diesen prinzipiell guten Ansetzen doch nur wieder auf dem kapitalistischen Markt zur Mehrwertgewinnung endest – so sind sie nichts anderes, als egoistische Alibihandlungen, für das eigene Gewissen. Menschen, die sich einst vorstellten, mit bewusstem Konsum die Welt verändern zu können, sind inzwischen längst von Marketingfachleuten als »Lohas« (Lifestyle of Health and Sustainability) ausgemacht und einsortiert und sie sorgen dafür, dass der Markt (freilich mit den üblichen kapitalistischen Produktionsbedingungen) ihnen das anbietet, was dieser neue Konsumententyp verlangt – hochwertige und stylische Produkte wie nachhaltige Naturholz-Bungalows oder Biowasser mit drei Spritzern unbehandelter Zitrone etc.
All dies reicht nicht! Im Gegenteil, dieser Alibi-Aktionismus wird auf dem kapitalistischen Markt, welcher einzig und allein der Mehrwertgenerierung für den Herstellenden dient, zum Teil des Problems – dieser Aktionismus ist regressiv und hält das Problem weiter am Leben.
Das menschenverachtende Produktionssystem überwinden!
Um diese Welt positiv zu verändern und in ihr als »menschlicher Mensch« zu leben, müssen wir also dringend nicht irgendetwas, sondern das Richtige tun. Dabei muss der entscheidende, ursächlich-zerstörerische Mechanismus des Kapitalismus benannt, in seinen unabänderlichen Abläufen begriffen und dieses todbringende System schließlich gegen etwas besseres ersetzt werden. Das ursächlich-zerstörerische Grundprinzip dieser Ökonomie lautet: »Der ›Tauschwert‹ ist der Zweck, und der ›Gebrauchswert‹ das Mittel!«
Das heißt, dass in unserer Wirtschaft das Hervorbringen von nützlichen Dingen das Mittel der Reichtumsaneignung und nicht der Zweck des Produzierens ist! Es wird also nicht etwa produziert, um die menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern die menschlichen Bedürfnisse werden zur eigenen Reichtumsaneignung ausgenutzt. Das bei diesem Prozess nützliche Dinge produziert werden, ist nur so etwas wie ein Beifang.
Das dies tatsächlich so ist, stellen die ganz normalen Wirtschaftsabläufe unter Beweis: Wo für den Markt produziert wird (um den Bedürftigen Geld aus der Tasche zu ziehen), gibt es Bedürfnisbefriedigung natürlich nur dann und dort, wo die Bedürftigen auch zahlen können – und gleichzeitig die größte Not, die nicht gestillt wird, wenn die Bedürftigen nicht zahlen können. Es gilt hier eiskalt – nur das Bedürfnis, welches zahlungsfähig ist, ist in unserer Gesellschaft ein Wertschätzung verdienendes Bedürfnis, welches durch Waren oder Dienstleistungen bedient wird, ganz gleich wie bizarr das Bedürfnis auch sein mag. Das Vorhandensein von Geld ist also das maßgebliche Kriterium der Bedürfnisbefriedigung und nicht die Not, beziehungsweise das Bedürfnis an sich.
Dies ist der grundsätzliche, menschenverachtende Wesenszug dieses Systems. Und diese absolut inhumane Form dieses Wirtschaftens, macht es zudem ganz und gar unmöglich, dass in dieser Ökonomie eine vernünftige Reihenfolge des Produzierens, nach dem einfachsten Prinzip des »das Lebensnotwendige zuerst«, erfolgt. Anstatt zuerst die Ernährung und Wohnangelegenheiten aller Menschen sicher zu stellen und erst danach, wenn noch freie Zeit übrig ist, Yachten oder Sportwagen zu produzieren, gibt es stattdessen in dieser Gesellschaft auf der einen Seite jede Menge Yachten, Sportwagen, Unterkunft und Nahrung für diejenigen, die all das bezahlen können, und auf der anderen Seite nicht genug zu Essen und keine Unterkunft für die, die kein Geld haben – obwohl genug Waren da sind.
Hierbei muss angesichts der Realitäten jedem klar sein, dass es nie der Zweck des Kapitalismus gewesen war und sein konnte, die Versorgung möglichst aller mit immer mehr nützlichen Gütern sicher zu stellen. Der einzige Sinn und Zweck des Kapitalismus war immer schon und ist bis in alle Ewigkeit die Produktion von Tauschwert (Geld) und immer mehr Tauschwert (Geld) für das Unternehmertum, und somit die Macht über das Eigentum anderer, zu sichern.
Verantwortung annehmen!
Du bist nicht nur verantwortlich für das, was du tust, sondern auch dafür, was du nicht tust. Und so mache dir jeden Tag erneut bewusst, dass heute niemand hungern müsste, schon gar nicht verhungern – wir haben mehr als genug Nahrungsmittel auf diesem Planeten und wir könnten diese Nahrungsmittel selbstverständlich darüber hinaus auch in Bio-Qualität, ohne gigantische Saatgutkonzerne und massiven Chemieeinsatz erzeugen. Klimawandel und Umweltzerstörung bräuchten nicht sein – wir könnten heute die globale Energieversorgung spielend auf regenerativ umstellen und ganz allgemein wäre es kein Problem, nachhaltig und ohne Ausbeutung der Wertschaffenden (ArbeiterInnen) zu produzieren. Ebenso wenig müssten wir heute als Fußgänger oder Fahrradfahrerin noch gesundheitsschädliche Abgase oder den Lärm von antiquierten Verbrennungsmotoren ertragen – vollkommen emissionsfreie und lautlose Elektroantriebe sind schon längst als Alternative vorhanden, werden aber von der Automobilindustrie geplant zurückgehalten. Die Liste ist endlos – die Menschheit hat all das Wissen, Technik und Mittel, welches sie bräuchte, um die Welt zu einer rational-vernünftigen Welt zu machen. Wir bräuchten es nur zu tun. Aber wir tun es nicht, weil dir immer wieder erzählt wird, es ginge nicht. Eine Welt, in der Essentielles und Notwendiges einfach nicht gemacht wird, obwohl Mensch es könnte, ist unter humanistischen und ethischen Gesichtspunkten eine absurde Welt. Darüber gilt es nachzudenken und zudem sollte sich jeder fragen, in wie weit er oder sie bereit ist, den eigenen Kindern einmal sagen zu müssen, dass wir trotz des Wissens über die Zusammenhänge nicht den (ernsthaften) Versuch unternommen haben, etwas zum wirklich Positiven zu unternehmen. Wie bitteschön willst du deinem Kind rational erklären, dass diese Gesellschaft Kinder, wie es selbst eines ist, einfach verhungern lässt, weil es sich nicht rechnet, alle Menschen zu versorgen? Oder das diese Gesellschaft nichts gegen den Klimawandel, welcher ihre Zukunft zerstört, unternimmt, weil dieser Gesellschaft die kurzfristigen Finanzinteressen einiger Wirtschaftsteile wichtiger sind? Dein Kind wird dir, wenn du Glück hast, einen Vogel zeigen. Wenn du Pech hast, wird es dich vor Wut verprügeln – und das zurecht.
Mache dir klar, dass letzten Endes nicht die Initiatoren dieses Systems Schuld daran sind, dass es so rund und fett jeden Tag wie ein Uhrwerk sein Zerstörungswerk vollziehen kann, nein, verantwortlich sind letztendlich all diejenigen, die all dies mehr oder weniger geräuschlos mitmachen. Vermutlich also auch du. Diese opportunistische Gesellschaft, die durch ihr Desinteresse am Leid der anderen für diese Verhältnisse verantwortlich ist, kann nur gehasst werden und niemand, der auch nur einen Funken Humanitas in sich trägt, will mit dieser Gesellschaft auch nur irgend etwas zu tun haben und sich schon gar nicht als Teil dieser sehen.
Konsequent und radikal das richtige tun!
Diese Gesellschaft muss verändert werden und um das zu erreichen, muss aber nicht irgendetwas, sondern das Richtige getan werden! Dieser Anspruch, eine »bessere Welt« zu schaffen, kann in diesem Sinne nur radikal-revolutionär (lat. Radix = Wurzel, also an die Wurzel gehend) sein, denn Änderungen innerhalb der bestehenden Verhältnisse können, wie bereits erwähnt, das grundsätzliche Übel der kapitalistischen Ökonomie unmöglich beseitigen. Das Bestreben muss also sein, diese Verhältnisse grundsätzlich zu überwinden.
Das Ziel ist, dass wir zu einer Gesellschaft gelangen, welche die notwendigen Güter die sie braucht, zusammen so arbeitsteilig produziert, dass der niedrigst mögliche Arbeitsaufwand für das Individuum entsteht und der Mensch sich so wenig wie möglich verbrauchen muss. Dies gälte in einer Wirtschaft, in der die möglichst arbeitssparende Befriedigung möglichst vieler Bedürfnisse aller Leute zustande kommt. Aber dies ginge eben nur in einer Wirtschaft, in der der ›Zweck der Arbeit‹ das Mittel der Bedürfnisbefriedigung ist und die Befriedigung der Bedürfnisse der ›Zweck des Produzierens‹ ist!
Auf dem Weg dahin, das bestehende (kapitalistische) Elend zu überwinden, ist jede noch so klitzekleine Verweigerung des infektiösen schneller-höher-weiter-Irrsinns bereits ein revolutionärer Akt. Das weise alte Sprichwort der Friedensbewegung: »Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin.« dient auch hier perfekt als Leitgedanke – nur tausche den Begriff »Krieg« durch »Kapitalismus« aus. Dies konsequent umgesetzt, und dieses System wird ganz schnell als ad acta gelegt werden können.
Daraus folgt, dass die einzige, wirksame Handlungsalternative zur Überwindung der vorherrschenden Verhältnisse also »eine Kultur der konsequenten Verweigerung« ist, in der jede Mitverantwortung und Mitarbeit für die ›Marktwirtschaft‹ verweigert wird, nur noch »Dienst nach Vorschrift« gemacht und der kapitalistische Betrieb sabotiert wird, wo immer das möglich ist. Nur so bekommt Mensch dieses System in die Knie!
Wenn du dich also nicht weiter zum Spießgesellen machen lassen willst, dann denke über folgendes nach: